Die neue AdWords-Oberfläche: zusätzliche Funktionen, Änderungen und Baustellen

Im März 2016 stellte Google ein neues AdWords-Interface vor, das Ende letzten Jahres für alle Konten ausgerollt wurde. Die neue Oberfläche soll übersichtlicher im Design, benutzerfreundlicher in der Bedienung und schneller in der Anwendung sein. Die Reaktionen vieler AdWords-Nutzer sind bislang jedoch eher zurückhaltend bis ablehnend. Dies mag zum einen an der Gewohnheit liegen, zum anderen an den noch bestehenden Baustellen. Bis voraussichtlich Ende 2018 soll das neue Interface die bisherige Oberfläche vollständig ersetzen. Vorab nutzen wir die Zeit, um uns die exklusiven Funktionen und Features der neuen Oberfläche schon einmal genauer anzuschauen.

Das Dashboard bzw. die Übersicht ist definitiv ein Pluspunkt. Die von Google generierten Performancestatistiken, wie die Performance-Verteilung auf Werbenetzwerke, häufig ausgelieferte Anzeigen oder Leistungsübersichten für Keywords, Geräte, Wochentage und Tageszeiten, bieten mit ihrer ansprechenden Visualisierung übersichtliche Informationen, die für die Leistungsoptimierung genutzt werden können.

Mit einer kleinen, aber hilfreichen Funktion wird das gemeinsame Verwalten eines Accounts jetzt einfacher. In der neuen Oberfläche können den Leistungsdiagrammen – auf Kampagnen- oder Anzeigengruppenebene –  Notizen hinzugefügt werden. Auf diese Weise erhalten andere Account-Nutzer z.B. nützliche Informationen über plötzliche Anstiege in den Klickzahlen oder Budgetänderungen. Die Notizen können direkt in der Leistungsgrafik, über die Berichtstabelle (beim Auswählen einer oder mehrerer Kampagnen/ Anzeigengruppen öffnet sich eine blaue Menüleiste) oder über den Notizbereich (Dreipunkte-Symbol unter der Grafik) erstellt werden. Im Notizbereich können alle erstellten Notizen eingesehen, bearbeitet oder auch wieder entfernt werden.



Abbildung 1: AdWords-Interface – Hinzufügen einer Notiz in der Leistungsgrafik (Quelle: Google AdWords)

Nach der Erstellung einer Notiz wird der entsprechende Punkt in der Leistungsgrafik gekennzeichnet. Bewegt man den Mauszeiger über diese Markierung, werden alle angegebenen Informationen sichtbar.



Abbildung 2: AdWords-Interface – Markierte Notiz in der Leistungsgrafik (Quelle: Google AdWords)

Ungewohnt hingegen ist vor allem das Steuerfeld, das sich nun seitlich befindet. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist, dass der Navigationsbereich bei kleinen Bildschirmen standardmäßig ausgeblendet wird. Eingeblendet werden kann dieser mit einem Klick auf den kleinen Pfeil am oberen Rand oder durch Bewegen des Mauszeigers in den linken Bildschirmbereich. Positiv ist allerdings, dass im jetzt seitlichen Menü lediglich diejenigen Optionen eingeblendet werden, die für die ausgewählte Kampagne oder Anzeigengruppe relevant sind. Dies macht die Benutzung ein Stück weit übersichtlicher.

Neue Funktionen für Search

Vor allem für den E-Commerce-Bereich ist die Angebotserweiterung ein interessantes Feature. Angebote und Sonderaktionen können nun direkt unter dem Anzeigentext platziert werden. Der Rabatt wird als Geldbetrag oder als Prozentwert angegeben. Mit dieser Erweiterung können dem User weitere relevante Informationen in der Anzeige präsentiert werden, was nicht zuletzt einen positiven Effekt auf Klickrate und Qualitätsfaktor haben kann.

Die Erweiterung ist schnell und unkompliziert unter „Anzeigen und Erweiterungen“ einzustellen. Ein wenig knifflig ist die Angabe des Aktionszeitraums, da sowohl ein Start-/Enddatum angegeben werden kann, das in der Anzeige gezeigt wird, als auch der Zeitraum, in dem die Erweiterung tatsächlich geschaltet wird. Letzterer wird im Abschnitt „Erweiterte Optionen“ festgelegt.



Abbildung 3: Beispiel einer Textanzeige mit Angebotserweiterung (Quelle: Google AdWords)

Zusätzlich zu den bisherigen Kampagnenentwürfen und -tests lassen sich jetzt auch Anzeigenvariationen in einzelnen Kampagnen oder für das gesamte Konto testen. Mittels A/B-Testing wird der Traffic auf unterschiedliche Anzeigenvariationen verteilt; am Ende wird diejenige Variante ermittelt, die die beste Leistung erzielt (zu finden unter „Entwürfe und Tests“).

Für Werbetreibende, denen Anrufe besonders wichtig sind, bietet die Möglichkeit, Gebotsanpassungen für Anrufe vorzunehmen, neue effektive Steuerungs- und Optimierungsansätze. Anzeigen sowie Erweiterungen, über die Anrufe möglich sind, können durch gezieltes Bidding häufiger für Smartphone-Nutzer ausgespielt werden.



Abbildung 4: AdWords-Interface – Gebotsanpassungen für Anrufe vornehmen (Quelle: Google AdWords)

Neben dem Änderungsverlauf ermöglicht der Versionsverlauf für Anzeigen eine bessere Übersicht, welche Änderungen an einer Anzeige vorgenommen wurden (z.B. Anpassung der Final-URL), wann diese erfolgt sind und wie lange die Anzeige aktiv war. Die bisherige Version einer Anzeige ist ebenfalls weiterhin im Verlauf einzusehen. Man findet den Verlauf, indem man auf den Bearbeitungsstift neben der Anzeige klickt und die Option „Versionsverlauf aufrufen“ anwählt.

Neuerungen für Google Shopping

Mit den Showcase Shopping Ads wurde ein neues Instrument eingeführt, um Produkte bei Google zu bewerben. Die Shopping-Anzeigen präsentieren dem Nutzer eine spezifische Produktauswahl. Dabei erscheinen Produktbilder von mehreren ähnlichen Produkten innerhalb einer Anzeige.



Abbildung 5: Beispiele von Showcase Shopping Ads in der Google Suchergebnisliste (Quelle: www.google.de)

Mit einem Klick auf die Anzeige wird diese maximiert und die Produktauswahl des jeweiligen Online-Shops auffällig im Vordergrund präsentiert:



Abbildung 6: Beispiel einer Showcase Shopping Ad, durch Klick maximiert (Quelle: www.google.de)

Vorteilhaft ist, dass dieses Werbeformat eine gute Möglichkeit bietet, Nutzer im oberen Kauffunnel effektiver abzuholen, da die Shopping-Anzeigen hauptsächlich bei allgemeinen Suchanfragen ausgespielt werden. Allerdings werden die Anzeigen nur ausgespielt, wenn auch andere Werbetreibende dieses Format für gleiche Produktkategorien nutzen.

YouTube im neuen Interface

Für die Werbung bei YouTube gibt es einen neuen speziellen Untertyp von Videokampagnen. Mit Anzeigen im Format TrueView for Action, die ausschließlich mit In-Stream-Anzeigen genutzt werden, können Zuschauerinteraktionen gefördert werden und die Nutzer dazu gebracht werden, eine Aktion auszuführen. Die Anzeigen bestehen aus „Call to action“ und Anzeigentitel. Der CTA führt den User direkt auf die Landingpage der Website, die als Final-URL angegeben ist. Zusätzlich wird rechts neben dem Video ein Banner eingeblendet. Dieses bleibt während des Abspielens bestehen und sogar, nachdem der User die Anzeige bereits weggeklickt hat.



Abbildung 7: Beispiel des YouTube-Anzeigenformats TrueView for Action (Quelle: britecontent.com)

Änderung von Bezeichnungen und Funktionen

Der Reiter „Dimensionen“ befindet sich nun etwas versteckt als „Vordefinierter Bericht“. Aufzurufen ist dieser oben rechts mit dem Diagramm-Symbol.



Abbildung 6: AdWords-Interface – Symbol „Berichterstellung“

Der Display-Planer wurde im neuen Interface entfernt. Stattdessen sind jetzt bei der Erstellung einer Display-Kampagne Schätzungen zu Reichweite und Leistung zu sehen.

Auch den Kampagnentyp „Suchnetzwerk mit Displayauswahl“ gibt es nicht mehr in seiner bisherigen Form. Nach Erstellung einer Suchnetzwerk-Kampagne kann das Displaynetzwerk in den Einstellungen hinzugefügt werden. Bildanzeigen sind bei diesem Typ nicht mehr verfügbar.



Abbildung 7: AdWords-Interface – Kampagnentyp einrichten (Quelle: Google AdWords)

Die Ausrichtungsmethoden auf Zielgruppen im Displaynetzwerk haben eine namentliche Änderung erhalten. „Ausrichtung und Gebot“ heißt jetzt „Ausrichtung“, „Nur Gebot“ heißt jetzt „Beobachtungen“.

Baustellen

Die neue Oberfläche bietet auf jeden Fall spannende neue Optionen, dennoch funktioniert das tägliche Arbeiten im neu designten Interface noch nicht einwandfrei. Die regelmäßigen Auswertungen zum Beispiel werden dadurch erschwert, dass das Transportieren von Daten in Excel nur in Spalten möglich ist, nicht aber wie gewohnt in Zeilen.

Auch das Filtern nach Label ist eine wichtige Funktion, die wir täglich nutzen. Während man in der bisherigen Oberfläche nach Anwählen des Filters direkt „Nach Label filtern“ auswählen konnte, muss nun zwischen den vielen Filter-Optionen nach dem Label noch gesucht werden.

Mühsam finden wir zudem, dass es nicht mehr möglich ist, in der gemeinsam genutzten Bibliothek Kampagnen einer Liste mit auszuschließenden Keywords zuzuordnen, sondern der Umweg über den Keyword-Reiter jeder einzelnen Kampagne gegangen werden muss, um die Negative-Liste(n) den Ausschlüssen hinzuzufügen.

Eine weitere Tücke sehen wir in der Verwaltung von Placement-Ausschlüssen in Display-Kampagnen. In der Placement-Übersicht, wo die Anzeigen ausgeliefert wurden, werden die bereits ausgeschlossenen Placements leider nicht kenntlich gemacht (wie zum Beispiel die aus einer Kampagne oder Anzeigengruppe ausgeschlossenen Suchbegriffe). Einzusehen sind diese nur in dem extra Reiter „Ausschlüsse“, was im Handling doch sehr umständlich ist.

Optimal wäre zudem, wenn man das Dashboard noch individuell anpassen könnte. Aktuell ist ein personalisiertes Dashboard nur über die Berichterstellung möglich. Hier können eigene Auswertungen erstellt werden, die jedoch nicht dem von Google erstellten Dashboard hinzugefügt werden können. Besonders unglücklich ist zudem, dass die Grafiken auf dem Dashboard wechseln. Findet man hier in der einen Woche eine schön aufbereitete Grafik zu den Auktionsdaten, ist es in der nächsten Woche eine Infokarte, ob an einem bestimmten Tag ungewöhnlich viele oder wenige Klicks erzielt wurden. Leider hat man keinen Einfluss darauf, welcher Typ von Übersichtskarte angezeigt wird, da diese von Google dynamisch und individuell für das Konto generiert werden; das Fixieren von einzelnen Auswertungen ist ebenfalls nicht möglich.

Fazit

Die neue Oberfläche ist gewöhnungsbedürftig und es mag noch nicht alles einwandfrei funktionieren. Dennoch sollte man die Zeit nutzen, sich mit dem neuen Interface vertraut zu machen, bevor das „alte“ deaktiviert wird. Die neuen Funktionen sind definitiv vielversprechend. Bleibt nur zu hoffen, dass Google sich auch noch um die Baustellen kümmert.

Quellen:

https://support.google.com/adwords/answer/6306932

https://support.google.com/adwords/answer/7671017?hl=de

https://www.britecontent.com/the-perfect-youtube-campaign/

Autor: Julia Moik – Trainee bei elbmarketing

Co-Autor:  Elisa Diez – Account Managerin bei elbmarketing und SEA Spezialistin in allen operativen wie beratenden Fragen zu Google AdWords und Bing ads